

Theresas Kritik – Besuchte Vorstellung: 11. April 2019
„Warten auf Godot“ nimmt nicht nur in meinem Herzen einen besonderen Platz ein, sondern auch in der Theatergeschichte allgemein. Samuel Beckett hat mit seinen Werken das Drama revolutioniert und das Theater des 20. Jahrhunderts auf den Kopf gestellt. Sein Wirken spüren wir heute noch in den meisten Inszenierungen, die wir besuchen. „Warten auf Godot“ ist vermutlich sein bekanntestes Stück und die Handlung ist schnell erzählt. Sie (Gogo aka Estragon und Didi aka Wladimir) warten; auf wen? – Na Godot!
Doch hinter jeder Zeile steckt so viel mehr, man muss sich nur darauf einlassen und nicht auf einen Plot Twist oder eine große Überraschung warten. Nein, man sollte mit den beiden Hauptfiguren auf Godot warten und sich in die wirren und anhäufenden Fragen betten. Die Fragen sind es, die das Drama ausmachen, nicht eine, dem Spannungsbogen folgende, Erzählstruktur mit Einleitung, Hauptteil und Schluss gespickt von malerischen Beschreibungen.
Das Publikum des Volkstheaters scheint damit gut umgehen zu können. Die vornehmlich jungen Menschen, ohne große Erwartungen an das Theater, finden sich in dem Fragenhagel wieder, den sie in ihrem Leben hoffentlich oft selbst verursachen.
Der Regisseur fädelt die Stimmung gut ein. Die Witze und komischen Momente, die Samuel Beckett schon als Vorlage gibt, kostet Nicolas Charaux in den richtigen Momenten aus. Damit trägt die Inszenierung eine gewisse Leichtigkeit in sich. Ab und zu werden die albernen Passagen zu weit getrieben, sodass man merkt, wie man auf die nächste lustige Situation wartet und den Fokus des Stücks verliert. Doch Charaux bewegt sich immer an der Grenze zwischen den komischen und ernsten Elementen und schafft es gerade so sie nicht zu überschreiten.
Das Bühnenbild ist – wie kann es bei Beckett anders sein – minimalistisch. Viel mehr würde am Ziel vorbeischießen und nicht zu den knappen Sätzen und schnellen Dialogen passen. Die Kostüme greifen den absurden Charakter des Dramas auf und eröffnen dem Humor eine neue Möglichkeit. Sie sind zu vielen Teilen Ursprung der oben erwähnten Leichtigkeit und bieten den Augen der Zuschauer*innen versteckte Details, auf der sonst kargen Bühne.
Mindestens einen Beckett sollte jeder mal gesehen haben. Ich denke „Warten auf Godot“ ist dabei ein guter Einstieg, der einem im hier recht leicht gemacht wird.
Zur Inszenierung
Warten auf Godot // Münchner Volkstheater // Premiere: 04. April 2019
Studierendenkarten: 8€; Vorstellungsdauer ca. 2 Stunden 10 min (eine Pause)
Regie: Nicolas Charaux
Bühne und Kostüm: Pia Greven
Dramaturgie: Rose Reiter
Übersetzung: Elmar Tophoven
mit
Jonathan Müller: Estragon
Silas Breiding: Wladimir
Jonathan Hutter: Lucky
Jakob Geßner: Pozzo
Julian Engel, Francesco Wenz: Ein Junge
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